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AutorenbildMartina Schmid

Individueller Tourismus als Internationaler Trend



Frau mit Rucksack umarmt einen dicken Baum



Die Anzahl der Singles wächst, immer weniger entscheiden sich für das Familienleben – und dies gilt weltweit. Entsprechend gestalten sich Urlaubspläne anders, als dies noch vor 30 Jahren der Fall war. Fernab der Standard-Angebote und der mittlerweile banal gewordenen Wellness- und Detox-Konzepte, die mehrheitlich von weiblichen Gästen genutzt werden, finden sich daher neue Formeln, die ursprünglich eher männliche Urlauber ansprechen sollten, heute aber von beiden Geschlechtern angenommen werden. Die Tourismus-Branche sieht sich hierbei mit einem doppelten Trend konfrontiert: Die Wünsche werden immer individueller und origineller, und in der Folge neigen diese Zielgruppen dazu, ihren Urlaub selbst zu organisieren. Um nicht obsolet zu werden, müssen Veranstalter und Regionalmarketing-Unternehmen Schritt halten. Doch was ist gefragt?


Aus unseren Lifestyles geboren

Unser Lebensstil hat sich verändert. Physisch belastende Tätigkeiten werden im Beruf immer mehr zur Ausnahme, dank Automatisierung und Digitalisierung wird selbst in Produktionsbereichen eher vor einem Bildschirm gearbeitet. Im Gegenzug verlangt die Arbeit am Computer ein viel höheres Maß an intensiver Konzentration, als es in analogen Zeiten der Fall war. Sich in der Freizeit körperlich zu verausgaben und so Anspannung und Stress wieder loszulassen, ist daher zu einem Grundbedürfnis geworden. Der Gang zum Fitness-Studio wird hierbei allerdings häufiger als wenig befriedigend, einfallslos und unzureichende Notlösung empfunden. Sportliche Outdoor-Aktivitäten vermitteln ein ganz anderes, befreienderes und erfüllenderes Gefühl, das gerade im Urlaub voll ausgekostet werden kann. Sich auszupowern bringt Kraft zurück; Gefahr zu spüren, die eigenen Grenzen auszutesten, trägt dazu bei, sich lebendig zu fühlen. Doch auch in umgekehrter Art und Weise wird den Anforderungen unserer Zeit begegnet. Ruhe, Slow life und völliges Abschalten wirken Wunder, wenn es heißt, die tägliche E-Mail-Flut zu vergessen, sich von dem ununterbrochen vibrierenden Smartphone und dem Diktat der permanenten Erreichbarkeit zu erholen. Pauschalurlaub in einem überfüllten Resort mit vor guter Laune überbordenden Animateuren, eine mitunter anstrengende, minutengenau durchgeplante Kulturreise in einem lauten Bus oder eine Kreuzfahrt mit pflichtgemäßer Beteiligung an gesellschaftlich-gepflegten Unterhaltungsprogrammen scheinen in diesem Kontext für viele nicht mehr wirklich erstrebenswert. Neue Ansätze müssen her.


Extremurlaub – Stressabbau und Ausgleich

Um solchen Sehnsüchten zu entsprechen, lassen sich Veranstalter immer abwechslungsreichere Modelle einfallen. Extremsportarten wie Extremmarathon, Strongrunman, Extremklettern, Extremtauchen, Timbersports sind nur einige der Möglichkeiten.

Für die Interessenten beginnt die Beschäftigung mit solchen Aktivitäten oft als Hobby und am Wochenende in ihrer Region, und erst dann suchen sie für ihren Urlaub nach weiterführenden Wegen, ihren Horizont zu erweitern, sich eingehender mit der Materie und ihren Aspekten auseinanderzusetzen, ihre Leistung zu verbessern und zu Wettbewerben oder vertiefenden Kursen zu reisen. Für Tourismusunternehmen ist es eher schwierig, diese Zielgruppe direkt und international anzusprechen: Tipps durch Bekanntschaften in den verschworenen kleinen Gemeinschaften und die intensive Arbeit von Sponsoren, die diese Events als Gesamtpaket inklusive Anreise, medizinischer und kultureller Betreuung und Unterbringung organisieren, decken bereits den größten Teil des Marketings ab.



Kletterin an Steilhang


Die Tourismusindustrie kann hier jedoch Nischen besetzen, die an der Schnittstelle zwischen traditionellen Angeboten, Regionsvermarktung und Extremerlebnissen die Zusammenarbeit von zahlreichen und unterschiedlich positionierten Trägern erfordert. Extremwander-Touren zum Beispiel geben weniger bekannten oder für den „Standard-Urlauber“ weniger attraktiven Orten und Landstrichen die Gelegenheit, sich durch eine eigens herausgearbeitete Ansprache zu profilieren und ihren Platz im Markt zu finden. So treffen Liefstyle und geschäftlicher Einfallsreichtum erfolgreich zusammen.


Bildungsreisen mal anders

Die 14-tägige Busreise mit gebildetem Reiseführer, der elegant auf Denkmäler zeigt und auswendig Gelerntes mit nicht notwendigerweise ansteckender Begeisterung zum Besten gibt, ist für diejenigen, die in ihrem Urlaub in die entspannend-bereichernde Welt von Kunst, Geschichte und Literatur eintauchen wollen, längst nicht mehr die erste Wahl: Gerade Urlauber jüngeren und mittleren Alters möchten Kultur nicht mehr passiv rezipieren, sondern aktiv leben.

Archäologie-Reisen etwa führen den interessierten Laien und den kundigen Amateur nicht mehr nur von einem berühmten Spot zum anderen. Grabungsreisen, die bereits in den 1980er Jahren entwickelt wurden und auch Meeresarchäologie-Kampagnen beinhalten können, eröffnen neue Perspektiven. Ebenso können sich Geschichts-Fans an der Restaurierung von Burgen beteiligen oder alte Schiffe nachbauen.



Frau mit Hut gräbt Skelett aus


Kreativ-Urlaub mal anders Der viel belächelte gute alte Töpfer- oder Malkurs in der Toskana hat noch lange nicht ausgedient, aber er nimmt sozusagen andere Formen an.

Urban Sketching erweist sich als langfristig stabiler Trend, dessen Erfolg auf der perfekten Balance mehrerer Elemente beruht. Zum einen ist es eine rein individuelle Tätigkeit, die sowohl innerhalb einer Gruppe von Gleichgesinnten als auch allein ausgeübt werden kann – und dies parallel. Sie erfordert keine Vorkenntnisse, ist zeitlich flexibel und eignet sich gleichermaßen für die kleine Pause zwischendurch, den Wochenendtrip oder eine ausgedehntere Reise. Sie kann je nach Stimmung und Ehrgeiz Ziel und Zweck des Urlaubs sein oder ein angenehmer Nebeneffekt, und ist zudem verhältnismäßig erschwinglich, da die Kosten für Anreise und Verpflegung vielfach den eigenen Möglichkeiten entsprechend gesteuert werden können. Sie verbindet psychologische Aspekte wie Entspannung, Lernen, Individualismus, Rückzug und gleichzeitig Öffnung und Gemeinschaftsgefühl – fein dosiert, wie jeder es für sich mag.

Auch Gartenreisen haben sich verändert: Neben geführten Touren bieten immer mehr Veranstalter die Möglichkeit, in großen Gärten und Parks an der Pflege von Pflanzen und Bäumen mitzuarbeiten, von Kleingärtnern vor Ort zu lernen und Kontakte zu knüpfen, die über Jahre den Austausch von Ideen, Techniken und Pflanzen beflügeln. Der Önotourismus seinerseits hat sich längst kreativen Ansätzen verschrieben.

Die Liste könnte beinahe endlos fortgeführt werden: Selbst Krimiserien-Fans müssen heute nicht mehr an zäh-bemühten Gruppenreisen teilnehmen, sie können ihr Programm selbst zusammenstellen und über ihre ganz privaten Schwerpunkte entscheiden.


Spirituell- und Selbstfindungsurlaub

Neben dem Urlaub im Kloster, der vielfältige Gesichter annehmen kann, gibt es noch zahlreiche andere Modelle für Meditationsurlaube: Chakra-Urlaub, Reisen zu spirituellen Orten der Welt wie den Uluru oder Stonehenge und Avalon, zu Indiens prominentesten Yoga-Gurus oder nach Tibet erleben einen unvergleichlichen Aufschwung. In allen Ländern sind heutzutage Path Retreat-Orte zu finden, die die Antwort auf sehr individuelle Bedürfnisse und Lebenssituationen sind. Besonders Japan profiliert sich in diesem Bereich durch frische Ideen und Angebote: Das Waldbaden Shinrin yoku, Nacht-Wanderungen zu heiligen Bergen bis zum Sonnenaufgang, Schrein- und Gebetstouren, Moosläufe, Reisen zu heiligen Bäumen und Baumumarmungs-Workshops, aber auch Aufenthalte in einem Shinto- oder Zen-Kloster werden auch in Europa immer bekannter und entwickeln sich zu nennenswerten wirtschaftlichen Größen.



Große Holzbadewanne vor Wasserfall



Nachhaltig urlauben … und dabei die Umwelt retten Foto-Safari und Whale Watching war gestern. Tiere einfach nur zu „begaffen“ ist nicht mehr zeitgemäß. Für diejenigen, die sich auch ohne Extremsport der Natur nahe fühlen möchten und ihren Urlaub mit einer sinnvollen und ablenkenden, belohnenden Beschäftigung verbringen möchten, überschlagen sich geradezu die Angebote: Strände und Wälder säubern, Schmetterlinge zählen, Korallenriffe kartographieren oder helfen, Tiere zu beringen und Nachtsichtkameras aufzustellen, sind nur einige der unzähligen Möglichkeiten. In Australien können Freiwillige zum Beispiel in Koala-Pflegestationen arbeiten.



Koala



Die Veränderung der Erwartungen an Urlaub und Reisen macht deutlich, wie sehr das, was wir als Lebensart verstehen, den Entwicklungen und Ereignissen unserer Zeit folgt: Nicht nur und nicht erst durch die Pandemie haben Individualismus und Vielfalt an Bedeutung gewonnen. Unsere Entscheidungen sind immer weniger von Normen, Gewohnheiten oder Traditionen abhängig oder beeinflusst. Menschen suchen verstärkt ihre eigenen Wege zum Glück, leben ihre eigenen Werte. Gemeinschaften werden nicht mehr bei einer Pauschal- oder Gruppenreise einfach in Kauf genommen, sondern sie entstehen höchstens durch das Zusammentreffen von Gleichgesinnten, sind allerdings auch nicht primäres Ziel. Die Tourismusbranche spiegelt somit als erste die Struktur und Denkweise unserer Gesellschaft wider und wird zum Ausdruck eines Ist- und Wunschzustands zugleich. Originalität und Individualität sind die Trends der Stunde, und es scheint, als seien sie gekommen, um zu bleiben – und manche Konzepte verwandeln sogar Landschaften und Alltag.



Ganz gleich, ob Ihre kleine Gemeinde gerade originelle Urlaubsmöglichkeiten für Individualisten erschließen möchte, Ihr Unternehmen neue Angebote entwickelt oder Ihre kleine Pension mit einer revolutionären Idee Individualurlauber anlocken möchte: Gerade hier ist eine kompromisslos hochwertige Textarbeit in allen Sprachen Ihrer Zielgruppen unerlässlich. Wir unterstützen Sie gern mit unseren Leistungen und verhelfen Ihnen mit einer professionellen Arbeit zum gewünschten Erfolg. Sprechen Sie uns an!

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